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Leipziger Literatur-Zeitung.

Am 4. des July.

Kirchengeschichte.

159.

Ecclesiastical Researches; or Philo and Josephus proved to be Historians and Apologists of Christ, of his followers, and of the gospel. By John Jones. London, printed for W. Mawman. London 1812. 564 S. 8.

Sequel to ecclesiastical Researches, in which the Origin of the Introductory Chapters in Matthiew and Luke is brought to Light from Josephus, and in which the peculiar articles of the orthodox faith are traced to the System of the Gnostics, who opposed the gospel in the days of Christ and his Apostles. By John Jones. London 1815. 424 S. 8. (Beyde Bände zusammen 6 Thlr. 20 Gr.)

Von diesem noch wenig bekannten Werke sollen mehrere Bände folgen, die mit einander in gewisser Verbindung stehen; jedoch soll jeder auch als ein für sich bestehendes Ganze betrachtet werden können. Der Vf. ist ein Unitarier, der aber viel weiter geht, als seine Mitbrider in England und Siebenburgen. Er sagt in der Vorrede zum ersten Band, er habe nebst manchen Andern das Gewicht mancher Einwürfe gefühlt, welche von neuern Zweiflern gegen das Christenthum vorgebracht worden sind, und daher habe er sich entschlossen, die alten Urkunden dasselbe betreffend, zu prüfen, dabey aber unabhängig von dem Ansehen neuer Schriftsteller sich an das Resultat seiner eigenen Untersuchungen zu haiten. In der Vorrede zum folgenden Band erklärt er sich deutlicher über den Hauptzweck, den er durch seine Untersuchungen zu erreichen sucht. Er will nämlich einen abscheulichen Betrug bekannt machen, der in das Neue Testament listiger Weise eingeschoben worden, und zeigen, dass die Glaubensartikel, welche selbst von den reformirten christlichen Kirchen insgemein behauptet werden, sich auf eine Verbindung des echten Christenthums nit einem abscheulichen System gründen, welches ursprünglich keinen andern Zweck hatte, als dasselbe zu vernichten, und welches vermittelst dieser Vereinigung wirklich die finstern Zeitalter herbeygeführt, und die moralischen und intellectuel

1814.

len Kräfte der Menschen beynahe funfzehnhundert Jahre lang in den Fesseln der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Lasterhaftigkeit erhalten habe. Wenn diese Behauptung gegründet sey, so seyen alle diejenigen, die das Evangelium lieben und schätzen, und insbesondere die rechtschaffenen Männer, welchen es obliegt, den freyen Gebrauch der Urkunden desselben zu verbreiten, verbunden, sich mit der Thatsache und mit den Beweisen, worauf sie sieh stützt, bekannt zu machen. Aengstlich (with anxiety) erwartet er den Beyfall und die Unterstützung der Unitarier in England, einer zahlreichen Gesellschaft, die, wie er versichert, immer zahlreicher wird und wünscht mit jedem Freund religiöser Untersuchungen, zu welcher Secte oder Partey er auch gehören mag, gemeinschaftliche Sache zu machen. Nach diesen Aeusserungen hätten wir also an Hrn. Jones einen neuen Reformator zu erwarten. Rec. muss sich begnügen, die Resultate der Untersuchungen des Vfs. in möglichster Kürze anzugeben, und nur hier und da einige Bemerkun-, gen einzustreuen; denn eine ausführliche Prüfung der grösstentheils sonderbaren Meinungen des Vfs. würde ein ganzes Buch erfordern.

Im ersten Band soll, wie schon der Titel sagt, bewiesen werden, dass Philo und Josephus Geschichtschreiber und Vertheidiger Christi, seiner Anhänger und des Evangeliums gewesen seyen. Die Meinung, dass diese beyden Männer Christen gewesen, ist nicht nev. Bereits zu Anfange des 16. Jahrhunderts zählte Petrus Galatinus, ein Franciscanermönch, in seinem Werke de arcanis catholicae veritatis (Lib. I, c. 4.) den Philo und Josephus unter die Christen, welche die Beobachtung des mosaischen Gesetzes mit dem Glauben an Christum verbunden hätten, folglich Judenchristen gewesen wären: und dafür erklärt sie auch 1ir. J. Dass sie aber als Geschichtschreiber und Vertheidiger Christi und seiner Anhänger betrachtet werden könnten, das hat, so viel Rec. weiss, noch Niemand vor ihm behauptet. Er holt etwas weit aus. Denn nach einer kurzen Einleitung, die wir um Weitläuftigkeiten zu vermeiden übergehen, sucht er im ersten Capitel zu beweisen, dass der Epaphrodit, dessen der Apostel Paulus in seinem Brief an die Philipper gedenkt, eben derselbe gewesen sey, den Dio Cassius einen Freygelassenen des Kaisers Nero, Suetonius aber einen Geheimschreiber (Staatssccretär, a libellis) des Kaisers Domitianus neunt, und

welcher nebst Flavius Clemens auf Befehl dieses Kaisers hingerichtet worden ist. Warum der Verf. seine Untersuchungen mit diesem Umstand eröffnet, wird man schwerlich errathen; man erfährt es aber am Ende dieses Capitels. Josephus sagt nämlich in der Einleitung zu seinen judischen Alterthümern, er sey vornemlich von Epaphroditus, den er mit Lobsprüchen überhäuft, ermuntert worden, dieses Werk zu schreiben. Nun war aber dieser Epaphrodit (von Geburt ein Heide) ein Christ; es ist daher wahrscheinlich, dass Josephus selbst ein Christ und dass der Zweck aller von ihn herausgegebenen Werke gewesen sey, die Sache des Christenthums unter Juden und leiden zu befördern. Schon Joh. Bapt. Otto (in s. annotatt. in Josephum Tom. II. p. 316 der Haverkampischen Ausgabe) hat vermuthet, der Epaphrodit des Josephus sey eben derselbe, den Paulus in dem Brief an die Philipper seinen Mitarbeiter u. Mitstreiter nennt, u. der Engländer Daubuz ist ihm bey getreten. Hr. J. sucht mit verschiedenen Gründen zu beweisen, was Andere nur vermuthet haben. Hierbey findet sich aber eine Schwierigkeit, deren Beseitigung ihm viel zu schaffen machte. Der Apostel schreibt nämlich (Philipp. 2, 25.) aus Rom, wo er damals in Gefangenschaft war, er habe den Epaphrodit nach Philippi gesendet. Wie konnte er aber einen Mann, der in kaiserl. Diensten war, so weit versenden? Der Vf. behauptet, Epaphrodit habe eben damals, als ihn der Apostel nach Philippi geschickt, sich öffentlich zum Christenthum bekannt, und seinen Posten aufgegeben. Diess schliesst der Vf. aus V. 29. wo der Apostel die Philipper ermahnt, den Epaphrodit freundlich aufzunehmen; denn das setze voraus, er habe befürchtet, sie würden ihn nicht freundlich, sondern mit Widerstand, mit Verachtung aufnehmen. Dass aber Epaphrodit zwar eine Zeitlang Bedenken getragen, sich öffentlich zum Christenthum zu bekennen, aber nunmehr sich dazu entschlossen, und seinen Posten am kaiserl. Hofe aufgegeben habe, das schliesst der Verf. aus dem Umstande, dass der Apostel den Philippern zugleich meldet, Epaphrodit sey krank, sehr krank gewesen, Gott habe ihm aber geholfen, dass er gesund worden sey; diess soll nach des Hrn. J's Erklärung heissen, er sey zwar körperlich krank, aber auch krank am Gemüthe, schwach im Glauben gewesen, nunmehr aber sey er durch Hülfe Gottes an Leibe und Geiste gesund worden; denn das Gr. άodevei könne beydes, Schwachheit des Körpers u. Schwachheit des Gemüths bederten, und jüdische Schriftsteller pflegten oftmals das nämliche Wort, in der nämlichen Stelle in buchstäblicher und metaphorischer Bedeutung zu brauchen. Der Apostel habe daher in der angeführten Stelle die Ehre des Epaphrodits zu retten, und den Heidenchristen zu Philippi ein gutes Zutrauen zu ihm einzuflössen gesucht. Rec. würde es kaum der Mühe werth geachtet haben, diese gekünstelte und äusserst gezwungene Erklärung anzuführen, wenn nicht der Vf. daraus, dass der Epaphrodit des Apostels Paulus

und des Josephus die nämliche Person gewesen wäre, beweisen wollte, dass Josephus selbst ein Christ müsse gewesen seyn.

In 2. Cap. wird das bekannte Zeugniss des Josephus von Johannes dem Täufer (Antiquitt. L. XVIII, 5. 2.) angeführt, erläutert, und mit den Nachrichten der Evangelisten verglichen. Der Vf. schliesst hieraus, Josephus habe den Johannes für einen Propheten und Vorläufer des Messias gehalten, und wegen dieser Stelle sey er als ein christlicher Schrittsteiler im strengsten Verstande zu betrachten. Im 5. Cap. folg die ausführliche Stelle des Josephus aus seiner G schichte des judischen Kriegs (B. 11, 8.) nebst einer kurzern aus den judischen Alterthumern, in welchen er den Charakter der Essener schildert, von dem Vf. ubersetzt. Johannes der Täufer, fährt hierauf ir. J. fort, gehörte zu ihrer Secte und war ihr vornehmster Lehrer, als unser Herr in der Welt erschien. Essener lebten nicht nur in Judäa, sondern auch in audern Ländern, wo sich Juden aufhielten; besonders war ihrer eine grosse Menge in Samarien, und daher werden sie von Epiphanius eine Samaritanische Secte genannt. Jesus hat in seinen Reden oft Rücksicht auf die Essener genommen, welches aus mehrern (nichts beweisenden) Stellen der Evangelisten bewiesen wird. Das Gleichniss von den Arbeitern im Weinberg zielte zunächst auf diejenigen unter den Essenern, die ein beschauliches, müssiges Leben führten. Cap. 4. Viele Essener glaubten an Christum. Uebersetzung einer langen Stelle, in welcher Philo von den Essenern Nachricht gibt. Cap. 5. Die Schilderung, welche Philo von den Essäern macht, passt ganz auf die Christen. Sie waren die ersten Christen aus dem Judenthum. Die Kirchenväter. Eusebius, Hieronymus, Epiphanius und alle kirchliche Schriftsteller bis auf Zonaras haben diess eingesehen und ausdrücklich behauptet. Die Einwürfe neuerer Kritiker gegen diese Meinung der Kirchenväter werden widerlegt. Christenthum ist blos ein anderer Name anstatt Judaismus, nach der Erklärung Jesu und seiner Apostel. Die Unterscheidungslehren des Evangeliums sind die Ankunft, der Tod, die Auferstehung Christi, seine Wiederkunft zur Auferweckung der Todten und zum Weltgerichte: und diese Lehren sind nicht nur in den jüdischen heil. Schriften enthalten, sondern auch von unserm Herrn und seinen Aposteln nach ihrem eigenen Geständnisse aus diesen Schriften hergeleitet worden. Joh. 5, 59. Apostelg. 26. (vermittelst allegorischer Erklärungen der Schrift.) Auch von den Essenern versichert Philo, dass sie die Schrift allegorisch erklärten; denn das ganze Gesetz ist nach der Meinung dieser Männer einem lebenden Wesen ähnlich; die ausdrückliche, buchstäbliche Bedeutung ist der Leib, indessen der darin verborgen geistige Sinn die Seele dieser Schriften ausmacht. Diess war der Grund der Streitigkeiten zwischen den Vertheidigern des Evangeliums und ihren Gegnern unter den Juden. Die letztern nahmen die Worte der Pro

pheten in einem buchstäblichen Sinn, erwarteten einen weltlichen König, und indem sie ihre Aufmerksamkeit auf den Buchstaben des Gesetzes einschränkten, betrachteten sie dasselbe als ein System äusserlicher Satzungen. Jene hingegen, indem sie über die buchstäbli he und ursprüngliche Bedeutung, gleich dem Körper und Fleisch, als von geringerer Wichtigkeit hinwegsahen, stutzten sich auf den geistigen Sinn, als die Seele, den wesentlichen Theil der Schriften Mosis und der Propheten. Jesus

und seine Schuler sind dadurch, dass sie sich der Taufe Johannis unterwarfen, selbst Essener geworden. Die Verfasser der christlichen Schriften hätten daher unter keinem andern als ihrem eigenen Namen von ihnen sprechen können. Daher kommt es, dass der Essener nicht namentlich im N. T. gedacht wird. Am Schlusse dieses Cap. wird eine Vergleichung der Essener mit den Christen angestellt, und daraus geschlossen, dass sie nur dem Namen nach von einander unterschieden gewesen seyen. Cap. 6. Philo war ein Christ, und schrieb seine vortreflichen Werke in der Absicht, die Kenntniss und den Einfluss des Christenthums zu befördern. Er gibt und gibt oft dem hochgelobten Jesus die prächtigen Ehrentitel, welche ihm als den Gesandten vom Himmel auszeichnen, und ihn so weit als möglich über die unvernünftigen Vorurtheile seiner Leser erheben. Er nennt ihn den Sohn Gottes, in sofern Gott sein Lehrer und er sein Schüler war; denn diess ist dem Sprachgebrauch der Juden gemäss, den Tröster, napanarrow, durch dessen Vermittelung wir die Vergebung unsrer Sünden, und den Beystand zu aliem Guten erlangen.

Von der Bedeutung des griech. Ausdrucks λoyos. Die vornehmsten Bedeutungen sind: Wort, die göttlichen Eigenschaften (?) Lehre, das Evangelium welches ohne Noth mit vielen Stellen des N. T. bewiesen wird), endlich die personificirende Lehre, der erhabeuste Lehrer, Christus. Es wird aber mit der Benennung Logos, nicht seine persönliche Natur, sondern seine amtliche Wurde (ollicial capacity) bezeichnet. In diesem Sinne wind Christus sowohl von den Aposteln als auch von 1 hilo Logos genannt. Philo nenut ihn ferner das Ebenbild Gottes, einen Hohenpriester, und seine Sprache und Vorstellungen haben mit denen des Apostels Paulus in dem Brief an die Hebräer eine so grosse Aehnlichkeit, dass es scheint, er habe ihn gelesen, wie schon Eusebius geglaubt hat. Endlich nennt er auch den Logos den Mittler zwischen Gott und Menschen, einen Fürsprecher bey Gott und sagt von ihm, er sey über die Engel erhalen. Hieraus ist zu schliessen, dass er unter dem Logos Jesum versteht, obgleich unter einem andern Namen. (In der That haben die Vorstellungen des Philo mit den in manchen Stellen des N. Test. enthaltenen eine auffallende Aehnlichkeit. Ueberhaupt scheint der Inhalt dieses 6. Cap. einer genauen Prüfung würdig zu seyu).

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In dem weitläuftigen 7. Cap. soll bewiesen werden, dass Philo die Christen gegen die Beschuldigungen, welche ihnen von den Heiden gemacht wurden, vertheidiget habe. Wir können aber dem Vf. nicht folgen, ohne die Gränzen einer Recension zu überschreiten. Auch hier, wie in dem ganzen Werke kommen äusserst gezwungene und bisweilen lächerliche, Erklärungen biblischer Stellen vor. Wenn z. B. Jesus einem Manne, der sich erboten hatte ihm zu folgen, wo er hingehe, antwortete: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester (Luc. 9, 58.), so soll das heissen: Betrügerische und unkeusche Menschen haben ihre Löblen und ihre bedeckten Gänge, die sie in der Absicht besuchen, zu betrügen und unreine Lüste zu befriedigen; ich aber habe keine solche Versammlungsorte; ich habe keine mystischen Meinungen, und befasse mich mit keinen mystischen Gebräuchen; auch habe ich keinen verborgenen Schutz. woran meine Anhänger Antheil nehmen könnten.“ Man wird fragen, wie konnte der Verf. auf eine solche Erklärung verfallen? Der Mann, welcher sich erbot Jesu zu folgen, bildete sich ein, Jesus sey in die Eleusinischen Geheimnisse eingeweiht, und halte eben dergleichen Zusammenkünfte wie die Eleusinischen Priester. Darum gab ihm Jesus diese Antwort. Hin und wieder wird Gibbon widerlegt. Im 8. Cap. soll bewiesen werden, dass auch Josephus ein Vertheid ger der Christen gewesen sey. Vornemlich soll er von den Essenern oder Christen, welche blos um deswillen Juden genannt werden, weil man sie für eine jüdische Secte hielt, den Vorwurf abzulehnen gesucht haben, dass sie zur Empörung gegen die Römer geneigt wären. Auch hier kommit Manches was gar nicht zur Sache gehört; z. B. von dem leidenden Gehorsam, von der Sklaverey; warum Josephus nichts von dem Glauben der Essener an die Auferstehung der Todten erwähnt habe etc. Cap. 9. Josephus gibt Nachricht von der Bekehrung der Heiden in Antiochien. Diess wird aus den Worten desselben im 7. B. vom judischen Krieg, C. 3, §. 3. geschlossen, wo er sagt: ,,Die Juden zu Antiochien bekehrten beständig eine grosse Menge Griechen zu ihrem Gottesdienst, und nahu en sie in ihre Gemeinschaft auf." Unter den Juden, sagt der Vf., siud Christen zu verstehen, die vorher Juden gewesen waren. Denn das Christenthum ist der belebende (wesentliche) Theil des Judaismus, und nichts anders als verfeinerter, geistiger Judaismus. Der übrige Inhalt dieses Cap. ist folgender: Nicht nur Griechen sondern auch ungläubige Juden waren aufgebracht über die immer mehr anwachsende Menge der Christen zu Antiochien, und aus Hass gaben sie ihnen Schul, sie hätten die Stadt anzünden wollen. Sie waren ab r unschuldig, setzt Josephus hinzu. Die Ausbreitung des Christenthums zu Damascus; die Bekehrung der Weiber und die Ermordung einer Anzahl von zehntrusend Juden. Die Bekehrung des Izates, Fürsten von Adiabene und seiner Mutter Helena zur christ

vor,

lichen Religion. Der Zweck des Josephus bey Ertheilung dieser Nachricht war die Beförderung des Christenthums. Der liebenswürdige Charakter der Helena und des Izates, und die merkwürdige Vorsehung Gottes bey einer fungersnoth, deren in der Apostelgeschichte gedacht wird. Cap. 10. Von der Einführung des Christenthums in Rom. Wenig zur Sache gehöriges. Dass die ersten Christen geborne Juden waren und dass ihre Zahl in Kurzen s.ch sehr vermehrt hat, ist bekannt. Cap. 11. Nach der Meinung des Verfs, waren die irrlehrer, auf welche der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer zielt, einige schlecht denkende Juden, welche unter dem Vorwand, dass sie die Philosophie Mosis ehrten, nebst mehrern ihrer Anhänger sich mit Betrügern vereinigten, welche nachher Gnostiker genannt wurden. Diess sucht der Verf. aus einigen Stellen des Josephus und Philo zu beweisen, die er im vorhergehenden Capitel angeführt hatte. Und nun wird Josephus sogar ein Ausleger des Briefs an die Römer. Die von ihm erläuterten Stellen sind Röm. 2, 17-22. 16, 17. 8, 19 59. 9, 1-24. 13, 1–5. Nur ein Jones konnte auf einen solchen Einfall gerathen. Cap. 12. folgt das bekannte Zeugniss des Josephus von Christo, worüber so viel gestritten worden ist. Natürlich hält es der Vf. für echt, und sucht die Gegner zu widerlegen. Die vornehmsten Gründe, womit man die Echtheit dieser Stelle bestreitet, sind nach seiner Meinung folgende: 1) Kein christlicher Schriftsteller vor Eusebius erwähnt dieses Zeugnisses, weder Justin der Märtyrer, noch Origenes, noch Clemens von Alexandrien. 2) Es enthält Meinungen eines Christen: Josephus war aber kein Christ; diese Stelle kann daher nicht aus seiner Feder geflossen seyn. Antwort: die Kirchenväter der drey ersten Jahrhunderte hatten vor den Schriften des Josephus den grössten Abscheu, und hätten sie geru in ewige Vergessenheit begraben, wenn es ihnen möglich gewesen wäre, weil er die Quellen der Verfälschungen des Christenthums entdeckt, und die Urheber derselben der öffentlichen Schande dargestellt hatte. Die frühern christlichen, Schriftsteller verstanden ihren Charakter und ihre Sprache, aber die Vorurtheile der Erziehung machten die spätern unfähig zu beyden. (Das soll im Folgenden bewiesen werden.) Der zweyte Einwurf fällt weg, weil Josephus wirklich ein Christ war; nur hatte er ganz andere Vorstellungen vom Christenthume, als die griechischen und latein. Väter. (Er war ein Nazaräer oder Ebionite, und nur diese haben die reine apostolische Lehre aufbewahrt). Cap. 13. Von der grausamen Verfolgung der Juden, d. h. nach Jones der Judenchristen in Alexandrien, wovon Philo Nachricht gibt, und von ihrer überaus grossen Menge in Aegypten. Auszug aus den Büchern des Philo wider den Flaccus. Im 14. Cap. werden die Nachrichten von den Verfolgungen der Christen fortgesetzt. Bey dieser Gelegenheit ent

stand das Mönchswesen in Aegypten. Wenn die Häuser der Christen von ihren Feinden niedergerissen waren, so verliessen sie die Stadt, und fluchteten in Wusteneyen und einsame Gegenden. Sie wurden Mönche und Einsiedler nicht aus freyer Wahl, sondern aus Noth. Cap. 15. Nachrichten von dem Leben des Josephus. Wir bemerken daraus nur den einzigen Umstand, dass er in einer christlichen Schule erzogen seyn soll. Den Beweis findet Hr. Jones in der Seibstbiographie des Josephus §. 2. wo er sagt, er habe die drey jud schen Secten geprüft, und dann weiter fortfährt: „Weil ich indessen den Vorschmack, den ich hier gehabt hatte, nicht hinlänglich für mich hielt, auch erfuhr, dass ein Mann, Namens Banus, in einer wüsten, menschenleeren Gegend lebe, sich in Baumbast kleide und keine andern Nahrungsmittel zu sich nehme, als wie er sie aus den Händen der Natur empfing, auch täglich den Gebrauch der Taufe wiederholte (daily practised the rite of baptisme), so ward ich voller Verwunderung über sein unbescholtenes und unsträfliches Leben, ein Schüler von ihm, und kehrte wieder nach Jerusalem zurück, nachdem ich drey Jahre in seiner Gesellschaft verweilet hatte und trat meine politische Laufbahn an, als einer von den Pharisäern, welche Secte mit der stoischen unter den Griechen eine grosse Aehnlichkeit hat." Wie folgt nun aus dieser Stelle, dass Josephus in einer christlichen Schule unterrichtet worden? Der Name Banun, seines Lehrers ist offenbar der hebräische

, der Sohn (Schüler) des Johannes. Seine Lebensart, so wie der Ritus der Taufe beweist, dass er ein Schüler des Johannes und vielleicht sein Nachfolger war. Aber der Vf. schliesst aus dieser Stelle. zu viel: denn von einer täglichen Taufe sagt das Original kein Wort. Josephus sagt vielmehr: Banun habe sich Tag und Nacht der Reinlichkeit halber in kaltem Wasser gebadet, ψυχρῳ ὕδατι την ημε ραν και την νυκτα πολλακις λυομενον προς άγνειαν. Banun war also kein Hemero-Baptist, wie ausser Jones auch einige andere Gelehrte geglaubt haben. Denn diese Secte έλθετο έχ ένεκεν πλύσεως σωματος, άλλα ένεκα των ἁμαρτημάτων und wie kommt es, dass Josephus sich einen Pharisäer und nicht einen Essener oder Judenchristen nennt? Der Vf. antwortet, eben hieraus erhellet, dass die Evangelisten, als unser Herr zuerst unter den Essäern predigte, sie nicht bey ihrem Namen, sondern Pharisäer genannt haben, wie denn der Name Essener nirgends im N. T. vorkommt. Was übrigens in diesem Capitel von dem Leben und von den Schicksalen des Josephus gesagt wird, hätte füglich wegbleiben können, so wie das ganze 16te Cap. von dem Gebrauch, welchen Tacitus von den Schriften des Josephus gemacht haben soll.

(Die Fortsetzung folgt.)

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