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Selbst die Zugaben der verschiedenen Tafeln haben jetzt Aenderungen erlitten. So war z. B. in den vorigen Ausgaben eine Tafel über die Mengen von Spiessglanz, Mohnsaft und Quecksilber, die in einigen zusammengesetzten Arzneyen enthalten sind. Diese Tafel ist jetzt, Rec. weiss nicht warum, weggelassen; dagegen die dritte, welche ehedem die Veränderungen von Namen der Arzneykörper und ihrer Zubereitungen bemerklich machte, jetzt eine vergleichende Uebersicht der Namen in der Londner, Edinburgher, Dubliner Pharmakopöe enthält.

Zeitschriften.

1. Die Musen. Eine norddeutsche Zeitschrift. Herausgegeben von Friedrich Baron de la Motte Fouqué und Wilhelm Neumann. Erstes Quartal 206 S. Zweytes Quartal 199 S. Drittes Quartal 214 S. Viertes Quartal 205 S. Berlin bey Salfeld 1812. 8.

2. Die Musen. Herausgegeben von denselben. Jahrgang 1813. Erstes Stuck, Januar, Februar. Berlin bey Hitzig. 152 S. 8.

Diese Zeitschrift zeichnet sich durch gehaltvolle wissenschaftliche Aufsätze und durch mannigfaltige poetische Erzeugnisse so vortheilhaft aus, dass eine kurze Anzeige des Besten, was sie enthält, der Muhe lohnt.

1. Eine geistvolle Zueignung in Versen, von E. S. Siebmann, eröffnet das erste Quartal. Hierauf folgt eine Abhandlung über den Mythos der Sundfluth, von Philipp Buttmann, welche sich an die bekannten Untersuchungen des Verfs. über den Mythos der Schöpfung und des Paradieses in der Berlinischen Monatschrift 1804. März u. April, anschliesst eine überaus sinnreiche, mit ungemeinem Combinationsgeiste durchgeführte kritische Forschung, von welcher wir schon eine Anzeige gegeben haben, da die Schrift auch einzeln gedruckt ist. Ferner: Veber den Einfluss der den Juden in Spanien im Mittelalter bewilligten Vorrechte auf die Staatsverfassung und das öffentliche Wohl. Aus dem dänischen des Hrn. Etatsraths u. Ritters Moldenhawer, von Friedrich Ruhs. Sehr interessant, zumal für die jetzige Zeit, wo man in mehrern Ländern die Juden zu Staatsbürgern erhoben hat. Es übersteigt fast den Glauben, wie unter den ausgezeichneten Begunstigungen, welche die Bekenner des mosaischen Gesetzes einst in Spanien genossen, das ganze Reich litt; man sah sich endlich, da man den Missbräuchen derselben nicht abzuhelfen wusste, genöthigt, 160,000 Familien des Landes zu verweisen. Veber den Lebensmagnetismus, von Dr. Wolfahrt. Dieser Aufsatz sucht das Wunderbare dieser merkwürdigen Erscheinung als etwas Natürliches darzu

stellen, indem das Nothwendige derselben in der Natur des Menschen nachgewiesen wird.

Unter den Dichtungen und Miszellen zeichnet sich aus: Zauber und Liebe, eine nordische Sage, von Fouqué. Eine altitalienische Geschichte, von demselben, wo nur des Farbenglanzes etwas zu viel zu seyn scheint. Herkules Torelli, Erzählung von Neumann. Rittersitte, Romanze von Robert. Belohnter Fürstenmuth, eine geschichte, liche Begebenheit von Fouqué. Neue Romane, von Varnhagen von Ense.

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Zweytes Quartal: Vorlesungen über die Bestimmung des Gelehrten, von I. G. Fichte (die zweyte Vorlesung folgt im vierten Quartal) reich an Ideen, wie sich vom Vf. erwarten lässt, jedoch wohl nicht so über allen Widerspruch erhaben, als der Ton, worin sie geschrieben, glauben machen will. Als Gegenstücke kann man betrachten: Stimmen des Christenthums. Darstellung der christlichen Religion als Glaube, von Christian Gottfried Schniebes (der Beschluss steht im dritten Quartal), denn hier wird die, Trüglichkeit, das Unguugende der philosophirenden Vernunft gezeigt, und, mit gleicher Zuversicht der Gewissheit wie dort, das allein Befriedigende und alle Räthsel lösende des christlichen Glaubens. Erinnerung an Phil. Jac. Spener von Franz Horn eine sehr interessante Charakteristik dieses frommen Mannes. Gemälde der Herren Boissorée und Bertram in Heidelberg, von Helmine von Chezy, geb.v. Klenke. Geistvolle, anschauliche Schilderungen besonders niederländischer Gemählde mit Betrachtungen über die Kunstgeschichte.

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Drittes Quartal: Cadmus oder allgemeine Alphabethologie, von Du Bois. Ueber den Mechanismus der reinen Elementen - Vocale und Consonanten zwey Bruchstücke eines grössern Werkes, das unter jenem Titel den gesammten physischen Theil der Sprache umfassen wird. - Ueber das alifranzösische Epos, von D. Ludwig Uhland. In diesem Versuche sucht der Vf. zu zeigen, dass in der alten nordfranzösischen Sprache ein Cyklus wahrhaft epischer Gedichte sich gebildet habe. Es ist ein lehrreicher Beytrag zur Gechichte der altfranzösischen Poesie. Der Brautring, eine Novelle von August Apel. Eine anziehende Gespenstergeschichte aus alter Zeit. Die in der Einleitung mitgetheilte Erzählung aus den Geschichtsbüchern des Wilhelm. von Malmesbury hat A. Schreiber in seinen Gedichten und Erzählungen frey nachgebildet. Mehrere sinnige kleine Poesien von Helmine von Chezy.

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Proben aus altfranzösischen Gedichten, von Dr. Ludwig Uhland, als Beylage zu der oben erwähnten Abhandlung über das altfranzösische Epos. Epigramme des Platon, aus dem Griechischen von Varnhagen von Ense.

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2. Erstes Stück: Ueber Aristides, von I. G. Woltmann. Der Vf. thut dar, dass sein Beyname des Gerechten,,,nicht eine Privattugend, sondern eine Beziehung auf das öffentliche Leben bezeichnet." Schicksale der bildenden Künste unter Maximilian König von Baiern, zuvörderst der Architektur. Der stereotypische Druck, eine ursprünglich in Deutschland gemachte Erfindung, mit Original-Aktenstücken. Hiernach wurde diese Erfindung schon im Jahr 1769. in Berlin durch den Herrn d'Arières gemacht. Der Andreas - Abend, von de la Motte Fouqué. Eine Novelle, trefflich erzählt; nur wäre dem Schlusse etwas weniger Willkürlichkeit zu wünschen, - Horazens erste Satyre. Deutsch und mit berichtigtem Text, von dem Uebersetzer der Wolken. Meisterhaft.

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Ueber das Verhältniss des Stosses fester Körper. Eine Abhandlung über die Streitfrage: Verhält sich der Stoss fester Körper wie die Geschwindigkeit, oder wie das Quadrat der Geschwindigkeit, wenn nämlich die Masse einerley ist? Von I. A. Kirchner, Bauconducteur zu Weimar. Mit einer Kupfertafel. Weimar im Verlag des H. S. privil. Landes- Industrie- Comptoirs 1811. 51 S. gr. 8.

Nur an sehr wenigen Stellen hat der Vf. sich so auszudrücken gewusst, dass man seine Begriffe für hinreichend richtig kann gelten lassen. Die allermeisten scheinen gar zu mangelhaft und schwankend von ihm aufgefasst, gleichwohl mit sehr grosser Selbstzufriedenheit hier mitgetheilt zu seyn. Dasjenige Hauptversehen, welches den meisten Einfluss auf die Falschheit des Resultates gehabt hat, lautet in §. 26. wörtlich, wie folget. .,Wenn also eine unveränderliche Schwere einen gewissen Körper von einer gewissen Höhe treibt, so ist diese Höhe der Raum ihrer beschleunigten Bewegung, und zugleich die Summe ihrer auf einander folgenden Kraftäusserungen, welche man bey der Beurtheilung der Kraft, mit der sich der Körper bewegt, in Betrachtung ziehen muss. Wenn man (welches der Vf. mit den meisten neuern Mathematikern freylich versäumt hat) wenn man, sage ich, in absolute und relative Kräfte abtheilt: so ist die Schwerkraft der Erde eine absolute veränderliche Kraft; das erste, weil sie in gleicher Entfernung von der Erde auf einen noch so schnell oder noch so langsam bewegten Körper, und seine Bewegung mag gerichtet seyn, wie sie will, allemal mit gleicher Stärke wirkt das zweyte, weil sich mit Annäherung an die Erde die Wirkung stärker zeigt. Längs einer

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nicht beträchtlichen Fallhöhe ist diese Veränderung so äusserst unbeträchtlich, dass die Schwerkraft ohne allen merklichen Fehler für unveränderlich gelten kann. Absolut muss auch hierbey sie bleiben,oder doch dafür angenommen werden, wenn für diese sogenannte unveränderliche Schwerkraft der bekannte Satz folgen soll, dass die durchfallenen Höhen sich wie die Quadrate der Zeiten verhalten. Dabey ist ja aber aus der Voraussetzung selbst, dass sie eine absolut veränderliche Kraft sey, es schon einleuchtend, dass die Wirkungen der Schwerkraft, durch welche während 1. t. der Raum 1. a., während 2. t. der Raum 4. a. durchfallen wird, nur wie die Zeiten, nur wie 1: 2. sich verhalten und verhalten müssen, der übrige Unterschied in den Fallhöhen i. a. und 4. a., kurz hier auszudrücken, schlechterdings nur daher rührt, weil während der Zeit 2. t. mehr als während 1. t., vermöge der blossen Trägheit wegen der schon erzeugten grössern Geschwindigkeit durchlaufen wird. Weit gefehlt, dass die gesammten durchfallenen beyden Fallhöhen als reine Maasse für die unmittelbaren Wirkungen der Schwere gelten könnten, so würden diese vielmehr nur in zwey. unendlich kleinen Linien bestehen. Hiermit ist für die Behauptung des Vfs., dass die Kräfte wie die Quadrate der Geschwindigkeiten sich verhalten, derjenige Grund widerlegt, aus welchem er sie erwiesen glaubt, und welchem gemäss er sie versteht und anwendet, z. B. auf die Chaussee - Gelder, wo er es den hohen Behörden ans Herz gelegt wissen will, dass für einen Wagen mit 4 Pferden bespannt viermal so viel Chaussee - Geld als für einen andern mit 2 Pferden, erlegt werden möge. Ebenfalls unter bekannten Einschränkungen und Bedingungen ist es ferner ein ebenfalls richtiger Satz, dass der Widerstand in flüssigen Mitteln den Quadraten der Geschwindigkeiten proportional wächst. Aber sehr übereilt ist die Meinung des Vfs., dass dieser Satz aus seinen Lehren folge. Diesen gemäss müsste vielmehr eine Kugel mit zwey facher Geschwindigkeit die Luft durchlaufend, einen vierfachen Widerstand schon in der halben Zeit, in der ganzen Zeit also einen achtfachen vorfinde Möchte doch, ehe dergleichen so gut als völlig fehl geschlagene Versuche von Anfängern in Deutschland gedruckt werden, auch bey uns, wie in andern Ländern es Sitte ist, ein gehöriger Veteran der Wissenschaft von dem Vrf. und von der Verlagshandlung um Rath gefragt werden! Ein solcher braucht ja auf diese Abhandlung nur einen flüchtigen Blick zu werfen, um ihren Abdruck zu widerrathen; obgleich übrigens es seyn kann, dass der Verf. bey gehörigem Studium der classischen Mathematik zu seiner Zeit etwas druckwürdiges werde liefern können: denn es ist nicht zu verkennen, dass er einige Winke derselben gut verstanden und beachtet hat. Schärfer als es gewöhnlich von den meisten geschieht, hat er es gefasst, dass das, was man Geschwindigkeit zu nennen hat, schon im Augenblicke, im Zeitpuncte gegenwärtig ist.

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Gurieff, das auf einer sumpfigten Insel, in der Nähe des Ausflusses des Urals in die kaspische See, liegt, und gleich den Samarischen Seen rings um von undurchdringlichen Schilfwaldungen umgeben wird, ist ein höchst trauriger Ort. Mir ward er durch die in deu umliegenden Sümpfen erzeugten dichten Schwärme von Mücken, die in unermesslicher Anzahl die Loft erfüllen, auf eine schr unangenehme Art, merkwürdig. Nichts geht über die Pein, mit welcher die unglücklichen Bewohner dieser Gegenden Tag und Nacht von diesen blutgierigen Insecten geplagt werden. Vergebens sucht man sich durch eine Atmosphäre von Rauch, durch dichte Bedeckungen des Gesicuts und der Hände und während des Nachtschlafs durch einen dichten Schleyer, vor dem schmerzhaften Stiche derselben zu sichern. Sie wissen die geringste gegebene Blösse zu benutzen und sich vom fremden Blute zu mästen.

Da mehrere Umstände es nicht verstatteten, längs der Seeküste nach Astrachan zu reisen, so war ich herzlich froh, ein tatarisches Fahrzeug hier vorzufinden, mit dem ich, nach einem Aufenthalt von wenig Tagen die Ueberfahrt zur See begann. Die Tataren sind sehr schlechte Seeleute. Wir brachten auf dieser unbedeutenden Ueberfahrt, die von geschickten Seelenten bey nicht ungünstigem Wind vielleicht in zwey Tagen hätte gemacht werden können, volle eilf Tage zu. Eine kleine Insel, auf welcher wir unterwegs anlegten, gab, so sehr sie auch durch die Hitze abgeBengt war, dennoch einige bisher noch nicht vorgefundene Pflanzen *). Wir näherten uns endlich durch einen der vielen Seitenärme, durch welche sich die Wolga ins kaspische Meer ergiesst, der Stadt Astrachan. Ich gedachte hier so lange zu verweilen,

aus den Gattungen: Melilotus, Arenaria.

1814.

bis ich bestimmtere Nachrichten und Weisungen von Moskau erhalten hätte. Durch Vermittelung des Herrn Apoth. Schminke, eines gefälligen und gebildeten Deutschen, der mich mit Rath und That unterstützte, fand ich bald eine anständige Wohnung, die ich für einen billigen Preis auf einen Monat miethete und mit meinem Gesellschafter bezog.

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Astrachan gleicht einer Musterkarte, durch welche man die meisten orientalischen Nationen kennen lernen kann. Mehr als zwanzig asiatische Völkerschafverschieden an Sprache, Sitten und Kleidung, zusammengeführt aus den entferntesten Gegenden durch die Triebleder des Eigennutzes und durch wechselseitige Bedürfnisse, fesseln den Blick des neugierigen Europäers. Im bunten Gewühl treiben und drängen sich der Hindu und der Armenier, der Perser und der Bukhare, der Kalmücke und der russische Kaufmann aneinander. Jeder prägt den eigenthümlichen Charakter seiner Nation oft in sehr stark gezeichneten und kräftigen Zügen aus. Welcher Unterschied, z. B. zwischen dem sanften gutmüthigen Hindu und dem tückischen und grausamen Perser: dem trägen, grobsinnlichen Mongolen und dem feurigen, kriegerischen Tscherkassen, zwischen dem niedrigen habsüchtigen Armenier und dem grossherzigen Nachkömmling veredelter Tataren! Unter diesem Gewirre mehrerer Völkerschaften interessirte mich vorzüglich der biedere sanfte' Hindu, welcher den kindlichen Charakter der Urwelt am meisten in sich bewahrt zu haben scheint, und dessen Mythologie und Abstammung an die früheste Kindheit des Menschengeschlechtes reicht. Sämmtliche sich hier aufhaltende männliche Individuen dieser Nation, grösstentheils aus Bengalen und der Halbinsel diesseit des Ganges, an der Zahl 30 bis 40, unter denen sich auch ein Bramine befindet, bewohnen gemeinschaftlich ein grosses im Orientalischen Styl schön gebauetes Haus mit einem geräumigen Hof. Ich habe während meiner hiesigen Anwesenheit dieselben. oft in ihrer Wohnung besucht, mich vermittelst der russischen Sprache mit ihnen unterhalten und mehreremal ihren religiösen Versammlungen beygewohnt. Nie habe ich diese guten Menschen geselin, ohne für ihren auspruchlosen redlichen Charakter und für den geraden Sinn, der sich in ihrem ganzen Benehmen ausspricht, erhöhete Achtung zu gewinnen.

In einem der vielen Ausflüsse der Wolga wächst die eigentlich in Indien einheimische und dessen Bewohnern heilige Prachtpflanze Nelumbo (Cyamus Nelumbo Sm. Nelumbium Willd.). Schon einer meiner Vorgänger, D. Londes, (seitdem zu Georgiensk am Kaukasus verstorben), hatte sie einige Jahre vor meiner Ankunft aufgesucht, gesammelt und entzückt die Pracht ihres Anblicks gepriesen. Mir ward der Auftrag dieselbe, wo möglich, lebend in den Garten nach Gorenki zu verpflanzen.

Ich schwamm deshalb mit einer Gondel auf der Wolga 60 Werst von Astrachan abwärts bis nach Sedlistow, einer an den Mündungen der Wolga liegenden Insel, wo sich die Seequarantäne befindet, erhielt hier einen mit den labyrinthischen Krümmungen der Wolgaausflüsse und mit der Stelle, wo das Nelumbium wächst, bekannten Führer, und hatte das Glück, dies Prachtgewächs, in welchem die Indische Mythologie das göttliche Geheimniss der Zeugung zu finden glaubt, in Menge blühend anzutreffen. Es wächst an einer einzelnen Stelle in einem der Seitenau flüsse der Wolga, in zwey bis drittehalb Ellen tiefem Wasser, wo die starke Wurzel desselben im moorigten Grund viele Ellen weit fortraukt und auf mehrern Puncten alljährlich frische, blühende Schösslinge über das Wasser emportreibt.

Ich verpackte eine hinlängliche Anzahl dieser Wurzelzweige sorgfältig in ein mit Wasser angefüll tes Gefass und sendete dies durch die Post in möglichster Schnelligkeit von Astrachan nach Gorenki. Ich erhielt in der Folge die Nachricht, dass sie zu grosser Freude der dasigen Botaniker noch grünend und lebend angekommen und in ein eignes, hierzu besonders bestimmtes Bassin verpflanzt worden wären. Doch aller Vorsicht und Mühe ohngeachtet, schlug die Hofnung dies köstliche, seltene Gewächs in dem dasigen Garten einheimisch und zu einer Zierde desselben zu machen, fehl. Schon im ersten Winter nach seiner Verpflanzung ging dies Prachtgewächs wiederum ein.

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Ich machte von Sedlüstow einen Abstecher nach der einige Meilen von der Seeküste entfernten Insel die vier Hugel, welche zum Signal für die in die Wolga einlaufenden Schiffe, mit einem hohen Leuchtthurm versehn ist. Es wurden uns hier einige neue Insekten und mehrere schöne Pflanzen zu Theil.

Die Gegend um Astrachan selbst gewährt weder in botanischer noch in entomologischer Hinsicht eine bedeutende Ausbeute. Im Frühjahr ist sie, wie ich aus den Proben, welche mir ein hiesiger Sammler aus seinen Vorräthen mittheilte, interessanter. blutgierigen Mücken, welche die Umgebungen Gurieff's zu einer Hölle machen, sind auch die Plage der hiesigen Gegend, obgleich im minderen Grade lästig.

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Man hatte mich von Moskau aus veranlasst, bey Annäherung des Herbstes eine Excursion in die nordöstlich von Astrachan gelegenen Steppengegenden zu unternehmen, und diese vorzüglich der Ernte der Salzkräuter zu widmen. Ich verliess demnach Astra

chan zu Anfang des Monats September, nachdem ich vorher an dem jenseitigen Wolga - Ufer zu Solänka, nebst meiner Begleitung, Quarantine gehalten hatte. Diese war indessen nicht so streng, dsss wir nicht Erlaubniss erhalten hätten, während der Dauer derselben Excursionen in die benachbarte Gegend zu unternehmen. Ich ging von hier auf das linke Ufer der Wolga zurück und auf einem Seitenarm derselben nach Krasnoyar, einem ohngefähr 30 Werst von Astrachan entfernten kleinen Städtchen, das rings um von Wasser umflossen wird. Dieser Ort ward uns weniger durch Pflanzen, als durch mehrere seltene Wasservögel, Schnepfen- und Strandläuferarten, die wir hier erbeuteten, interessant.

Der nahe gelegene Theil der Steppe pflegt während des Sommers von einem Nomadenstamm, den Konduroffskyschen Tataren, durchzogen zu werden, welcher, wider die sonstige Gewohnheit der Steppenbewohner, den Winter in bleibenden Wohnungen, in zwey nahe an der Wolga gelegenen Dörfern, zuzubringen pflegt. Von allen Nomaden, die ich bisher sah und besuchte, sind dies bey weitem die gebildetsten und wohlhabendsten. Ich war einige Tage lang der Gast eines der angesehensten unter ihnen. Sein ehrwürdiges Acussere glich dem Bild, das uns die mahlerische Phantasie berühmter Künstler von den Erzvätern zeichnet. Die einfache Sitte, die väterlich milde Art, mit welcher das Oberhaupt der Familie über alle zum Familienkreise gehörige Personen, Weiber, Kinder, Gesinde, unumschränkt herrscht, die, fast möchte ich sagen, zärtliche Sorgfalt, welche für die Heerden, aus Pferden, Kameelen, Rindern und Schaafen bestehend, dem Reichthum des Nomaden, denen er fast einzig und allein seinen Unterhalt verdankt, getragen wird, erinnert lebhaft an die altestamentlichen Schilderungen der patriarchalischen Sitten der Urwelt.

Dieser Stamm ist nicht sehr zahlreich und besteht vielleicht im Gauzen kaum aus 5-600 Kibitken Am oder Filzzelten und ohngefähr 3000 Seelen. Wohlstand übertrift er alle übrigen Steppenvölker, besonders die Kalmücken und Kirgisen weit. Dieser zeigt sich im Acusern schon an seinen geräumigern und reinlichern Filzzelten, an der bessern Kleidung, und dem Putze der Weiber, und in dem Gebrauch eines eigenthumlichen Fuhrwerks, eines ungeheuren, zweyrädrigen, bedeckten Karrens, Arpa genannt, welcher das bewegliche Wohnhaus der Weiber und ihre ganze Haabe trägt.

In einer Entfernung von 300 Werst von Krasnoyar, nördlicher als Arsagar, liegt ein dem letztern Ort ähnlicher, aber mehr bekannter Steinsalzhugel, von den Mongolen Tschaptschatschi genannt. Wir suchten ihn auf Ein Kranz Von zenlich schrollen Hügeln, 14 bis 15 Werst im Umfang, wo hier und da festes Steinsalz zu Tage aussteht, oder doch nur durch eine dünne Erdschicht bedeckt ist, hat in seiner Mitte eine Kraterförmige Vertiefung von einigen Wersten im Umkreis. Im Frühjahr beim Schmelzen

des Schnees füllt sie sich mit Wasser, das in der Ilitze des Sommers verdünstet, und ein Gemisch von Salpeter, Glauber- und Kochsalz zurückläst. Anhöhen sowohl als die Ufer dieses Salzteichs sind mit einer Menge ausgezeichneter Salzkräuter versehen, suchten wir unter denselben die seltene und schöne Sais. rosacea Pall., auf die man mich vorzüglich aufmerksam gemacht hatte, vergeblich. Zwischen dem Steinsalzgebirge Tschaptschatschi und der Achtuba trafen wir unvermuthet auf einen Ort, wo Pallasia, von welcher wir früher an den Kamysch Samara Seen nur einen einzelnen isolirten Strauch gefunden hatten, ungemein häufig stand.

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Von dem Flecken Wolodimirofka an der Achtuba unternahm ich zum zweytenmal eine Seitentour in die Gegend des Bogdosees, die ich zwey Jahr vorher im Frühling besucht hatte, jetzt aber freilich in einem ganz andern Colorit fand. Die üppige bunte Frühlingsflor war verschwunden, und nur einfache blüthenlose Salzkräuter an deren Stelle getreten. Doch diese waren es ja, die wir suchten. Nach einer über Erwartung reichen Ernte, zu welcher sich einige vorher noch nicht bemerkte Arten gesellten, kehrte ich auf dem nehmlichen Wege, den ich vor zwey Jahren genommen hatte, auf das jenseitige Wolgaufer und nach Sarepta zurück.

Man beschloss aus mehrern Gründen hier zu überwintern. Da der Bukharische Reiseplan gänzlich ausgesetzt zu seyn schien, so knüpften sich erneuete Vorschläge und Unterhandlungen an über eine künftige, mit einer erweiterten Reisegesellschaft zu unternehmende Reise in die liebliche am südlichen Ufer des kaspischen See gelegene persische Provinz Masanderan, an deren Grenzen sich die Persische Reise des jüngern Gmelin ehemals so unglücklich endigte.

Doch eine heftige Krankheit, die mich hier in der Folge befiel, sich in mehreren Recidiven erneuete und von der ich nur allmählig und langsam genas, verbot mir an jeden grössern Reiseplan zu denken.

Mein bisheriger Begleiter Herr Herrmann, unternahm eine Seitenexcursion in die südlichen Gegenden des Dons zwischen Katschalna und dem Hauptort der Doni chen Kosaken Tscherkask. Ich aber eilte in den ersten Tagen des Jun. 18 2 über Tambow, Riesan nach Moskau und Gorenki zurück.

A. M. Tauscher.

Ankündigungen.

In unserm Verlage sind erschienen:

Müllners Spiele für die Bühne. Erste Lieferung 8. in farbigem Umschlag brochirt. 1 Thlr. 4 Gr. Die in dieser Lieferung enthaltenen Stücke, (der 29ste Februar, die Vertrauten, der angolische Kater, ard die Rükkunft) siud den Kun tfreunden grösserer Sdte schon von der Bühne her bekannt, Kleinern Theatern und Privatbühnen empfehlen wir sie um so

mehr, da sie sämmtlich nur zu 4 bis 7 Personen und in Hinsicht auf Decoration und Kostum weder kostspielig noch umständlich sind. Keines davon erfordert ungewöhnliche Kleidung, und, die Vertrauten ausgenommen, deren zweyter Akt im Garten spielt, können sie vor einem freundschaftlichen Zirkel im Besuchzimmer dargestellt werden.

Breitkopf et Härtel in Leipzig.

Verzeichniss der Bücher, welche in der Ostermesse 1814. in der Weidmannischen Buchhandlung in Leipzig fertig geworden und um die beygesetzten Preise in allen Buchhandlungen zu bekommen sind.

Beck's, Christn. Daniel, Anleitung zur Kenntniss der allgem. Welt- und Völkergeschichte für Studirende. ister Theil, 1ste Hälfte, Zweite gänzlich umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. gr. 8 2 Thlr 16 Gr. oder 4 Fl. 48 kr. Dasselbe Buch, auf Schreibpapier

3 Thlr. 4 Gr. od. 5 F. 42 kr. (Desselben Buchs 1sten Theils 2te Hälfte ist unter der Pre-se).

Cicero, M. T., de Finibus bonorum et malorum Libri V. Ex scriptis recens collatis editisque libris castigatius et explicatius edidit J. A. Goerenz. 8. maj. Charta impress. 2 Rthlr 18 Gr. od. 4 Fl. 57 kr. Idem liber, charta scriptoria 3 Rthlr. 8 Gr. 6 Fl. Idem liber, charta membranacea 5 Rthlr.od. g Fl.

Etiam sub titulo:

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Ciceronis, M. T., Philosophica omnia ex scriptis recens etc. Vol. III tium. 8 maj. Demosthenis Oratio de Corona, quam denuo recognovit et Jo. Taylori, Hier. Wolfii, Jer. Marklandi, J. Palmerii, J. J. Reiskii suisque animadversionibus auctioribus edidit Gottl. Christoph Harless. 8 maj. Charta impress.

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1 Rthlr. 16 Gr. od. 3 FI

Idem liber, charta script. gall.

2 Rthlr. 6 Gr. od. 4 Fl. 3 kr. Idem liber, charta membranacea

3 Rthlr. 8 Gr. od. 6 FI. Platonis Leges et Epinomis ad optimorum librorum. fidem emendavit, perpetua adnotatione illustravit et indices rerum ac verborum adiecit D. Frider. Astius. II Tomi 8 maj. Charta impress. 5 Rthlr. od. 9 Fl. Idem liber, charta script. gall.

6 Rthlr. 12 Gr. od. 11 Fl. 42 kr. Idem liber, charta membranacea

10 Rthlr. od. 18 Fl.

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