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klein lassen bleiben, sondern ihn stark mus et ignorans maneat; sed

machen, daß er nicht für Sünde hält, was nicht Sünde ist.

demus operam ut rite edoctus firmus tandem evadat, nec peccatum ducat quod peccatum non est.

XLIX. Maius et gravius scandalum non puto, quam quod sacerdotibus matrimonio legitimo inter

XLIX. Größeres Aergerniß weiß ich nicht, als daß man den Pfaffen, Eheweiber zu haben, nicht nachläßt, aber Huren zu haben, um Geldes willen dicitur; concubinas et scorta habere vergönnt. Pfui der Schande !1 accepta ab eis pecunia permittitur.

Bom Nachlassen der Sünde. L. Gott läßt allein die Sünden nach, durch Christum Jesum, seinen Sohn, unsern Herrn allein.

LI. Wer solches der Creatur beilegt,2

L. Solus Deus peccata remittit, idque per solum Christum Jesum Dominum nostrum.

LI. Qui remissionem peccato

entzieht Gott seine Ehre und giebt sie rum creaturæ tribuit, Deum glodem, der nicht Gott ist; das ist eine ria sua spoliat et idololatra wahre Abgötterei.

est.

LII. Darum die Beichte, die dem LII. Confessio ergo, quæ sacerPriester oder dem Nächsten geschieht, doti aut proximo fit, non pro nicht für ein Nachlassen der Sünde, remissione peccatorum, sed pro sondern für ein um Rathfragen3 aus- consultatione haberi debet. gegeben werden soll.

LIII. Aufgelegte Bußwerke kommen LIII. Opera satisfactionis a savon menschlichen Rathschlägen (aus- cerdote imposita humanæ sunt genommen der Banu), nehmen die traditionis (excepta excommuniSünde nicht hinweg, werden aufge- catione); peccatum non tollunt, legt Andern zu einem Schrecken. sed aliis in terrorem imponuntur.

Das Leiden Christi büßt die Sünde. LIV. Christus hat alle unsre LIV. Christus dolores nostros Schmerzen und Arbeit getragen. Wer et omnes labores nostros tulit; nun den Bußwerken beilegt, was al- qui vero operibus pœnitentialibus lein Christi ist, der irrt und schmähet tribuit, quod Christi solius est, Gott. errat et Deum blasphemat.

1 Bfuch der schand!

2

zugibt.

3

rathforschung.

Vorbehalten der Sünde. LV. Wer einerlei Sünde dem reuigen Menschen nachzulassen sich weigerte, wäre nicht an Gottes, noch Petri, sondern an des Teufels Statt.

LVI. Wer etliche Sünden allein um Geldes willen nachläßt, ist Simon's und Bileam's Gesell und des Teufels eigentlicher Bote.

Bom Fegfeuer.

LVII. Die wahre heilige Schrift weiß von keinem Fegfeuer nach dieser Zeit.

LVIII. Das Urtheil über die Abgeschiedenen ist allein Gott bekannt.

LIX. Und je weniger uns Gott hat davon wissen lassen, desto weniger sollen wir davon zu wissen versuchen.

LV. Qui vel unicum peccatum pœnitenti remittere negat, is non Dei nec Petri, sed Diaboli vicem tenet.

LVI. Qui quædam tantum peccata idque pro mercede aut pecunia remittunt, Simonis et Balaami socii sunt, et veri Satana legati.

LVII. Scriptura sacra purgatorium post hanc vitam nullum novit.

LVIII. Defunctorum judicium soli Deo cognitum est.

LIX. Quo minus de hisce rebus nobis revelat Deus, hoc minus nobis pervestigandæ sunt.

LX. Si quis, pro mortuis sollicitus, apud Deum gratiam eis implorat aut precatur, non damno; sed tempus de hoc definire (septennium pro peccato mortali),

LX. Wenn der Mensch, für die Verstorbenen besorgt, Gott anruft, ihnen Gnade zu beweisen, das verwerfe ich nicht; doch davon die Zeit bestimmen (sieben Jahre um eine Todsünde), und um Gewinnes willen lügen, ist nicht et propter quæstum mentiri, non menschlich, sondern teuflisch.

Von der Priesterschaft und ihrer Weihe. LXI. Von dem Character (der Weihe), den die Priester in der leßten Zeit ersonnen haben,' weiß die göttliche Schrift nichts.

LXII. Sie erkennt auch keine

humanum est, sed diabolicum.

LXI. De charactere, quem postremis hisce temporibus excogitarunt sacrifici, nihil novit divina Scriptura.

LXII. Scriptura alios presbytePriester, als die das Gotteswort verros aut sacerdotes non novit quam

kündigen.

LXIII. Denen heißt sie Ehre er

eos qui verbum Dei annunciant. LXIII. Illis vero presbyteris, de

1

seind ynnen worden.

bieten, d. i. leibliche Nahrung dar- quibus diximus, qui Verbum Dei reichen.

Von Abstellung der Mißbräuche. LXIV. Alle, die ihren Irrthum

prædicant, Scriptura divina jubet,

ut necessaria ministrentur.

LXIV. Qui errorem agnoscunt,

erkennen, soll man nichts lassen ent- illis nihil damni inferendum, fegelten, sondern sie in Frieden sterben rantur autem donec in pace decelassen, und hernach das der Kirche dant, deinde sacerdotiorum bona gewidmete Gut christlich verwalten. juxta Christianam caritatem ordinentur.

LXV. Die sich [ihren Irrthum] nicht erkennen wollen, mit denen wird Gott wohl handeln; darum man ihren Leibern keine Gewalt anthun soll, es wäre denn, daß sie so ungebührlich verführen, daß man das nicht unter lassen könnte.

LXV. Qui errorem non agnoscunt nec ponunt, Deo sunt relinquendi, nec vis corporibus illorum inferenda nisi tam enormiter ac tumultuose se gerant, ut parcere illis magistratui salva publica tranquillitate non liceat.

LXVI. Humilient se illico quicunque in Ecclesia sunt præfecti,

LXVI. Es sollen alle geistlichen Vorgesezten sich sogleich herablassen, und einzig das Kreuz Christi, nicht crucemque Christi (non cistam) die Kisten aufrichten, oder sie gehen unter; die Art steht am Baum.

erigant; aut perditio eorum adest, nam securis radici arboris est admota.

LXVII. Si cui libet disserere mecum de decimis, reditibus, de

LXVII. Wenn Jemand begehrte, ein Gespräch mit mir zu haben von Zinsen, Zehenten, ungetauften Kin- infantibus non baptizatis, de condern, von der Firmelung, entbiete ich firmatione, non detrectabo collomich willig, zu antworten.

quium.

Hier unternehme Keiner zu streiten mit Sophisterei oder Menschentand, sondern komme, die Schrift zum Richter zu haben (die Schrift athmet den Geist Gottes), damit man die Wahrheit entweder finde, oder, wenn sie gefunden ist, wie ich hoffe, behalte.

Amen. Das walte Gott!

THESES BERNENSES. A.D. 1528.

THE TEN CONCLUSIONS OF BERNE.

[These Ten Conclusions were carefully prepared by Berthold Haller and Francis Kolb, Reformed ministers at Berne, and, at their request, revised and published by Zwingli (in German, Latin, and French) for a large religious Conference held in the capital of Switzerland, Jan. 7-26, 1528. They were approved by all the leading Swiss Reformers, and also by Ambrosius Blaarer of Constance, Bucer and Capito of Strasburg, and others, who attended the Conference. The result of the Conference was the complete triumph of the Reformation in Berne. They are a model of brevity. Niemeyer gives the German original in the Swiss dialect from the Zurich edition of 1528. An English version is given in Vol. I. p. 365.]

Ueber diese nachfolgenden Schlußzreden wollen wir, Franciscus Kolb und Berchtoldus Haller, beide Prediger zu Bern, sammt andern, die das Evangelium bekennen, einem Jeden mit Gott Antwort und Bericht geben, aus heiliger biblischer Schrift, Neuen und Alten Testaments, auf angesetzten Tag zu Bern, Sonntag nach dem Feste der Beschneidung Christi, im Jahre 1528.

De sequentibus Conclusionibus nos FRANciscus KOLB et BERCHTOLDUS HALLER, ambo pastores Ecclesiæ Bernensis, simul cum aliis orthodoxia professoribus unicuique rationem reddemus, ex scriptis biblicis, Veteris nimirum et N. Testamenti libris, die designato, nimirum primo post dominicam primam circumcisionis, anno MDXXVIII.

I. Sancta Christiana Ecclesia,

I. Die heilige christliche Kirche,' deren einiges Haupt Christus, ist aus cujus unicum caput est Chridem Worte Gottes geboren; in dem-stus, nata est ex Dei Verbo, in selben bleibt sie, und hört nicht die eoque permanet, nec vocem audit Stimme eines Fremden. alieni.

II. Die Kirche Christi macht nicht II. Ecclesia Christi non condit Geseze und Gebote ohne. Gottes leges et mandata extra Dei VerWort; deßhalb alle Menschensazun-bum; ea propter omnes traditiones gen, die man Kirchengebote nennt, humanæ, quas Ecclesiasticas vouns nicht weiter binden, als sie in cant, non ulterius nos obligant, Gottes Wort gegründet und geboten quam quatenus in Dei Verbo sunt sind. fundatæ et præceptæ.

III. Christus ist unsre einige Weisheit, Gerechtigkeit, Erlösung und Bezahlung für aller Welt Sünde; deßhalb ein anderes Verdienst der Seligkeit und Genugthuung für die Sünde bekennen, ist Christum verleugnen.

III. Christus est unica sapientia, justitia, redemptio et satisfactio pro peccatis totius mundi; idcirco aliud salutis et satisfac tionis meritum pro peccato confiteri, est Christum abnegare.

Kilch.

IV. Daß der Leib und das Blut | IV. Quod corpus et sanguis Christi wesentlich und leiblich in dem Christi essentialiter et corporaliter in pane Eucharistiæ percipiatur, ex Scriptura Sacra non potest demonstrari.

Brote der Danksagung empfangen wird, fann mit biblischer Schrift nicht bewiesen werden.

V. Die Messe, wie sie jest im Ge- V. Missa, ut hodie in usu est, brauche ist, darin man Christum Gott in qua Christus Deo Patri offerdem Vater für die Sünden der Leben- tur pro peccatis vivorum et morden Todten aufopfere, ist der Schrift tuorum, Scripturæ est contraria, zuwider, dem allerheiligsten Opfer, in sanctissimum sacrificium, pasLeiden und Sterben Christi eine Lästerung, und um der Mißbräuche willen ein Gräuel vor Gott.

VI. Wie Christus allein für uns gestorben ist, so soll er, als alleiniger Mittler und Fürsprecher zwischen Gott rem Vater und uns Gläubigen, angerufen werden. Deßhalb ist das Anrufen aller andern Mittler und Fürsprecher außerhalb dieser Zeit ohne Grund der Schrift vorgeschrieben.

sionem et mortem Christi blasphe

ma et propter abusus coram Deo abominabilis.

VI. Quemadmodum Christus solus pro nobis mortuus est, ita etiam solus ut mediator et advocatus inter Deum Patrem et nos fideles adorandus est. Idcirco alios mediatores extra hanc vitam existentes ad adorandum proponere cum fundamento Verbi Dei pugnat.

VII. Nach dieser Zeit wird kein VII. Esse locum post hanc viFegefeuer in der Schrift gefunden. tam, in quo purgentur animæ, in Deßhalb sind alle Todtendienste, als Scriptura non reperitur; proin Vigilien, Seelenmessen, Septimen, omnia officia pro mortuis instiTrigefimen, Jahrzeiten,2 Lampen,3 tuta, ut vigiliae, missæ pro defuncKerzen und dergleichen vergeblich.

tis, exequiæ, septima, trigesimæ, anniversariæ, lampades, cerei et id genus alia frustanea sunt.

VIII. Imagines fabricare cultus gratia, Dei Verbo, Veteris et Novi Testamenti libris comprehenso re

VIII. Bilder machen zur Verehrung ist wider Gottes Wort des Neuen und Alten Testaments. Deßhalb sind sie abzuthun, wo sie mit Gefahr der pugnat. Idcirco si sub periculo adoVerehrung aufgestellt sind.

rationis proponantur, abolendæ.

1

Tryßgost.

2 Jarzyt.

› Amplen.

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