Page images
PDF
EPUB

übrigen Cristliche Emendation endtlich vor der Handt neme, und nicht das angefangene Werck in der Helfft ersitzen laße, obwohl solches nicht ohn Anstöß und vermeintes Ergernuß etlicher Leuth abgehen kan, und zuvorauß bey denen, so entweder keinen rechten Ernst haben, nach der 5 Warheit zu forschen, oder mit allerley Vorurtheill und Calumnien sindt eingenommen.

10

Dan solte darumb das Gute nachbleiben, weil sich etwan Leuth daran ärgern möchten, so müste Christus mit den Zölnern und Sündern nicht seyn umbgangen..

...

Wir selbsten auch müsten des Bapsts gantzen Greuel noch heuttiges Tages für Heilthumb anbethen, darmit nicht Jemandt durch das Evangelium geergert würde. . .

...

Aber damit möchte man zu letzt wol zu sehen, das man nicht das rechte Ergernuß stiffte, in dem man das vormeinendte Ergernuß ver15 hüten will.

[ocr errors]

Zuletz ob wol ihr viel sich darmit auffhalten und vorhindern laßen, das in etlichen der Augspurgischen Confession zugethanen Kirchen noch allerley Reliquien oder überbliebene Gebreuch, so man noch auß dem Babstumb behalten, und nicht gentzlich abgeschaffet, zu befinden, in 20 welchem doch auch diejenigen, bey denen sie noch gehalten werden, nicht darfür angesehen sein wollen, alß vortheidingen sie zugleich die ihm Babstumb darzu angehenckten Mißbräuch, oder abergläubische Meynungen, derwegen dan man auch die andern benachbarten Kirchen, wofern der rechte Verstandt der Lehr behalten wirdt, keines weges hiermit ver25 werffen oder verdammen wil, so haben doch dieße Kirchen andere Gelegenheitten, und umb des großen Mißbrauchs willen viel Ursachen zur Emendation gehabt, daran Niemandt der unsern, einige erhebliche Ursach hat einiges Ergernuß. Dan die Ungleicheit in den Ceremonien keines weges die ware Einigkeit trennet, und man sich zu allen Zeitten 30 in dem der Christlichen Freyheit billich zu gebrauchen hatt, das die eusserlichen Kirchensatzungen nach Gelegenheit eines jeden Orths angestellet und gehalten werden, doch daß so viel müglich Superstitio und Prophanitas verhütet werde, wie hiervon die Augspurgische Confession in articulo 7 de Eccl. dieße Wort setzet: Ad veram unitatem satis est 35 consentire de doctrina Evangelii et administratione Sacramentorum, Nec necesse est, ubique similes esse traditiones humanas, seu ritus ab hominibus institutos.

Es wirdt auch im Franckfurtischem Abscheidt dieße Christliche Freyheit den Stenden der Augspurgischen Confession gelaßen... 40 Derwegen volget auch nicht das man von der Augspurgischen Confession sich gentzlich trennen oder absondern wölle, ob man woll etliche Ceremonien, so bey etlichen andern Stenden der Augspurgischen Confession gehalten werden, geendert.

Dan kein menschliche Authoritet dem rechten Brauch der heiligen 45 und von Cristo selbst eingesatzten Sacrament etwas benehmen oder praejudiciren kan, und wo in demselben die erste Einsatzung und die Einfalt der eltesten und reinesten Kirchen am nehisten erhalten wirdt, solches zu Erbauung der Kirchen und Beförderung des rechten Gottesdiensts so viel desto mehr dienet.

Und was die eusserlichen Kirchensatzungen anlanget, keinesweges nötig ist allenthalben einerley Ceremonien zu gebrauchen.

Und wie zuvor viel und offt gemeldet, nicht auß einer gesuchten Neuerung, sondern viel mehr umb hoher und fürnemer Ursachen willen, die notwendige Verenderung in den überblibenen Bepstischen Ceremo- 5 nien geschehen ist. Allermeist aber darüber, damit der Gottesdienst rein und der Einsatzung Christi, und dem Exempell der ersten und reinesten Kirchen gehalten, und dießer Landt Kirchen, so an vielen Orthen dem Babstumb nahe gelegen, je mehr und weitter von demselben abgesondert und unterschieden, auch bey alten Leuthen und der auff- 10 wachsenden Jugendt aller Aberglauben, Mißbrauch und Abgötterey desto mehr abgeschaffet und die Leuth zu dem innerlichen geistlichen Gottesdienst angeleitet würden.

37.

Consensus Bremensis von 1595.

15

Consensus Ministerii Bremensis Ecclesiae,

Das ist Kurtze und richtige Bekentniß der sämptlichen Predigerin Bremen von den fürgefallenen Streyten in der Lehr und Ceremonien, von einem jeglichen approbiert und unterschrieben.

I. Von der gantzen Christlichen Leher in gemein und von der Bekentniß zu der Allgemeinen rechtgläubigen Kirchen.

20

1. Nach dem Gott nicht anders von uns Menschen kan noch wil erkennet und geehret werden, dann wie er sich selbst von anfang seiner 25 Kirchen aus unaußsprechlicher güte in seinen heilig Wort geoffenbaret, und solches durch die Propheten und Aposteln in gewisse schrifft hat verfassen lassen: welche ein ewiger und unbeweglicher grund und gewisse unfeilbare Regel sein, darnach alle lehr (von Gottes wesen und willen und allen andern stücken der Religion) recht zu erkennen und 30 von allen falschen und irrigen lehren zu unterscheiden.

Als bekennen wir von dem gantzen Corpore oder Inhalt der Christlichen Religion uns mit mund und hertzen zu derselbigen einigen und warhafften Leher, die in der Propheten und Apostel Schrifften verfasset ist, lassen dieselbe in rechten warhafften Verstand, der auß Zusammen- 35

.5

haltung der Schrifft, welche sich selbest am allerbesten erkleret, zu nehmen ist, die einige Richtschnur sein, darnach alle lehren zu jeder zeyt geurtheilet und denen aller Menschen schrifft und bekendtniß unterworffen sein und bleiben müssen.

2. Demnach aber auch göttlicher befehl ist, sich zu der Allgemeinen rechtglaubigen Kirchen Gottes, so den rechten gründtlichen verstand göttliches Wortes annimt zu halten; welche ist die Versamlung der heyligen, das hauß des lebendigen Gottes, ein pfeyler und grundfest der warheit, so nicht an ein einiges gewiß Volck, Nation, Land oder Orth 10 verbunden ist, wie vor Zeyten die Donatisten fürgaben, das alleine bey ihnen in Africa die Kirche Gottes were, und die Papisten an Rom, und an die, so es mit des Römischen Papsts satzungen halten, auch andere sectirer an ihre besonderen Örter und neu herfür gebrachte Lehr und Weis, die Kirche Gottes anbinden. Sondern es ist die Kirche zu allen 15 Zeyten und an allen Örtern in der Welt zerstreuet, und wird doch in den particular und sichtbaren Kirchen dabey erkennet: wo die reine Lehr des Evangelii und rechter brauch der Sacramenten, [und gehorsam gegen dem Predigampt gehalten wird nach göttlichen geboten:] Als bekennen auch wir uns erstlich in gemein zur Christlichen Allgemeinen 20 Kirchen, so zu allen Zeyten gewesen und noch ist. Hernachmahls

auch zu allen denen Christlichen Gemeinden und Particular Kirchen in und außerhalb deudschen landes, in denen die lehre des heiligen Evangelii lauter und rein geprediget und die heiligen Sacrament nach Christi einsatzung gehandelt werden, [auch Christliche disciplin (ob wohl an 25 einem orth mehr als an dem andern) jedoch etlicher massen angerichtet und erhalten wird.]

3. Und dieweil zu unser Zeyt in deudschland die Augspurgische Confeßion, als die erste und Eiteste evangelische bekenntniß, so von Chur und fürsten und andern Evangelischen ständen im Deutschem 30 Reich, dem papstumb öffentlich entgegen gesetzt, Jedermenniglich bekandt, und als ein merckmahl der absonderung vom Bapstumb, biß an hero auch inn den Kirchen dieses Ertzstiffts Bremen gehalten worden ist, Darmit dann der andern Evangelischen Reformirten Kirchen, außerhalb Deutzschlandes, öffentlich außgegangene und approbirte Bekendtniß, laut 35 der Harmonia Confessionum Evangelicarum, im fundament und hauptgrund Christlicher Religion, übereinstimmet,

So bekennen wir uns hiermitt, nechst Gottes Wort und den allgemeynen Symbolis, Apostolico, Niceno, Athanasiano, [Ephesino und Chalcedonensi,] zu gedachter Augsburgischer Confeßion, inn dem rechtem 40 und gründtlichem verstand, so mitt dem gewissen und unfeilbaren Wort Gottes (deme alles billich underworffen bleibet) übereintrifft. Innmassen wir solcher gestalt (nicht wider, sondern auß, und nach dem wort Gottes) auch der andern Reformirten Euangelischen Kirchen Confessiones, und dann die erklerungen, die in der Apologia Confessionis 45 Augustanae, und Repetitione Confessionis Saxonicarum Ecclesiarum (so gegen dem Concilio zu Trient offeriret werden sollen) und in vielen andern bewerten schriften gefasset sindt, für gut achten und halten, darinnen zugleich die mancherley secten (so Gottes Wort und dem einhelligen Consens der rechtgläubigen Kirchen, inn vielen Artickeln Christ

licher Religion zuwider und entgegen sindt) außdrücklich ausgesetzt und widerlegt werden.

4. Wann aber die prediger Göttlichs Worts, ihren anbefolenen Kirchen, die reine und allein seligmachende lehr, von wahrer erkendtniß und anruffung Gottes, vermöge ihres Ampts, getreulich sollen fürtragen, 5 welches nicht geschehen kan, wo sie nicht selbst zuvorn die lehr grundtlich und woll gefasset, und recht haben vorstehen lernen,

Sollen alle und jede Pastorn, prediger, und lehrer inn diesen unsern Kirchen, vorpflichtet sein, das sie die Prophetischen und Apostolischen schrifften, so inn der heiligen Biblia begriffen sindt, teglich und 10 fleissig lesen, die heiligen Symbola recht vorstehen lernen, die Harmoniam Confessionum Evangelicarum, und ettliche lehrhaffte libros methodicos, ihnen woll bekandt machen, alß da sindt

.....

II. Von ettlichen Heutigs tages streytigen Artickeln, der lehr innsonderheit.

15

Wann aber von ettlichen fürnehmen Artickeln, auch unter den Evangelischen lehrern, unterm schein der Augsburgischen Confession, zum hefftigsten heutigs tages gestritten, auch grosse trennungen dardurch angerichtet worden, Nemlich von der Person des Herrn Christi, und was solchem Artickel anhengig ist, [von der application der wolthaten Christi, 20 von der Göttlichen Providentz, von der ewigen praedestination, von den sünden und fellen, so auch den auserwelten widerfahren, und dero wider auffrichtung mitt warer Buß und beharrung im glauben, auch vom Dienst des worts und der Sacrament,] und vom Verstandt der lehr von [der heiligen Tauff und] Abendtmahl, setzen wir, zum bericht der 25 einfeltigen Pastorn, hiermits solchen gefehrlichen und schedlichen streiten entgegen, diese unsere klare und deutliche Bekendtniß, die wir dem Wort Gottes, und den Zeugnissen der alten Rechtglaubigen Kirchen, auch dem schrifftmessigen vorstandt Augsburgischer [und ander durch Gottes Wohrt 1) Reformirten Kirchen] Confeßion gemeß halten.

1. Von der Person und Menschwerdung Christi, und von persönlicher vereinigung zweier Naturn inn Christo.

30

1. Glauben demnach, [wider die alt vordampten Ketzereyen Sabellii, Samosateni, Arii, Photini, und wider die heutigen Antitrinitarios,] das der Ewige Sohn Gottes, die andere Person der heiligen Dreyeinigkeit 35 sey, von dem Vatter von ewigkeitt auß seiner substantz und wesen geborn, das ewige wort, und das wesentliche ebenbild des Vaters, durch welches alle Creaturn, Himmel und Erden, und alles was darinnen ist, geschaffen, und noch für und für erhalten wird.

2. Auch glauben wir [zuwider den Alten Ketzern, Valentinianeren, 40 Martioniten, Manicheeren, und wider die heutigen widerteuffer, Schwenckfeldianer und Ubiquisten,] das dieser Sohn Gottes zu bestimpter Zeit inn dem leib der Reynen Jungfrauen Marien von dem heiligen Geist empfangen, und warhaffter volkommener Mensch worden sey, Also das er die vol

1) Die letzten drei Worte sind im Ms. unleserlich und lassen auch andere Deutungen zu.

kommene menschliche Natur, leib und Seele ihme nicht allein unzertrenlicher weisse, sondern auch Persönlich vereinigt habe. Nicht, das er inn derselben allein seine herberg und wonung habe, wie sönst Gott wohnet inn den heiligen inn diesem leben, oder auch inn den auser5 wehlten Engeln und Menschen im ewigen leben, Auch nicht, wie Gott, inngemeyn, inn allen und jeden Creaturen ist, Sondern, das er die Menschliche Natur ihme also zugeeignet, und vereinbahret hat, das es seine eigne Menscheit, sein eigner leib und seine eigne seele sey, mit welcher er persönlich und unzertrennlich vereinigt in ewigkeit 10 ist und bleibt. Daraus dan folget, das diese angenommene Menscheit, für sich, kein eigene person sey, noch ausser der person des Sohns Gottes ein selbstendiges wesen habe, Sondern zugleich im leib Mariä erschaffen, und vom Sohn Gottes angenommen, und also von dem ersten nuhn und augenblick der empfengnis, inn der person des Sohns Gottes 15 angefangen habe zu bestehen, und mit dem Sohn Gottes eine Person sey und bleibe inn ewigkeit.

3. Daher es auch die Alte Rechtglaubige Kirche eine Persönliche voreinigung genennet, und derselben exempel fürgestellet hat, inn der voreinigung leibs und der seelen inn einem Menschen, inn welchem so 20 lange er lebet, leib und seel nuhr eine Person ist, nicht aber zwo personen, ob wol leib und seel zwo Naturen sindt, welches exempel aber nicht inn allem gleich, noch durchaus volkommen ist.

4. Gleich wie aber, inn der einigen Person Christi die Göttliche und ewige Natur des Sohns Gottes, und die inn der Zeit angenommene 25 Menschliche Natur, undereinander nicht vormenget, noch eine die andere worden ist, Sondern beyde Naturn ohne vormischung und vorwandlung unaufflößlich, und unzerstörlich voreinigt sindt, und bleiben, Also behelt auch für und für ein jede Natur an sich ihre wesentliche Eigenschaften, auch ihren unterschiedlichen natürlichen willen und Wirck30 kungen.

5. Derwegen als die sönderung der zweien Naturn, oder aufflösung der persönlichen einigkeit zu meiden, welche Nestorius hat eingefürt, der da zwo personen aus dem einigen Christo machete, eine die Gottes, die andere so Mariae Sohn were, daher er nicht wolte zulassen, das 35 Maria Jɛoróxos oder Mutter Gottes were, auch nicht, das die Juden den sohn Gottes gecreutziget hetten, Also muß man, wider Eutychen und die Monotheleten, die vormischung, vorwandlung und zerstörung der Naturen inn ihrem wesen, eigenschafften, willen, und wirckungen nicht weniger fliehen und meyden, welche beyde Irrthumb des Nestorii und 40 Eutychis die heuttigen Ubiquisten und Schwenckfeldianer widerumb auff die Ban bringen, und wissentlich oder unwissentlich vorteydingen.

6. Nestorii Irrthumb ist inn tertia Synodo Oecumenica Ephesina verdammet und widerlegt, darvon die anathematismi Cyrilli Jedermenniglich bekandt sein sollen. Wider Eutychen aber und seyne 45 nachfolger, derer viel secten gewesen, ist im Chalcedonischen Concilio, mitt kurtzer widerholung der vorwerffung des Nestorianismi, dieses Decret gemacht worden: ...

7. Dieses ist hernach in Constantinopolitana Synodo Oecumenica sexta bestetiget, und wider die Monotheletas, so von Eutychis Lehr 50 ihren ursprung genommen, ferner darzu gesetzt worden, zu richtiger und

« PreviousContinue »